Auch dieses Jahr stand wieder die MOW in Wiesbaden auf dem Programm – seit Jahren trotz einiger kleinerer Spezial- und Hausmessen sowie den offenkundig aufstrebenden Mailingtagen in Nürnberg DER Branchentreff für den Distanzhandel. Zum zeitgleich stattfindenden Kongreß, der heuer unter dem Motto „Online führt!
Der Versandhandel von morgen: Zerreißprobe zwischen Katalog und neuen Medien?“ stand, können wir mangels Teilnahme wenig zu sagen und müssen uns auf Medien- und Teilnehmerberichte verlassen. Nach Teilnehmerberichten sollen die Vorträge wohl wie üblich zwischen reiner Selbstdarstellung, plumper Unternehmens-PR und wirklich substantiellen und hochinteressanten Denkanstößen und Informationen gewissen Qualitätsschwankungen unterlegen sein. Ob einem dies Zeit und Geld wert ist, muss sicherlich jeder für sich selber entscheiden. Immerhin wissen wir jetzt, dass wir alle gut beraten sind, hin und wieder aus „Erfahrungsgefängnissen auszubrechen“ und dass es sich beim Versandhandelskongreß um eine „Gala der Dinosaurier“ handelt und dass nur diejenigen Marktteilnehmer, die sich den neuen Herausforderungen stellen, überleben werden, so der stellvertrende Otto Group-Chef in seiner Ansprache auf demselben nach Berichten in den einschägigen Medien. Fürwahr bahnbrechende Erkenntnisse, denen man wohl kaum widersprechen kann und die jedem klassischen Versender, der tagtäglich damit kämpft, dass der Zuwachs im Onlinebereich die Schrumpfungen im Offlinebereich nicht schnell genug ausgleichen kann, entscheidend weiterhelfen werden….
Genug gelästert. Natürlich ist es so, dass man stets neue Konzepte & Ideen testen und diese schnellstmöglich auf den Markt bringen muss. Wer wollte dem widersprechen? Auch wenn ich als jemand, der im direktmarketingorientierten Versandhandel groß geworden ist, unter „Schnelligkeit“ vermutlich ein wenig etwas anderes verstehe, als die selbsterklärten Dinosaurier der Branche. Und natürlich braucht es, um EIN Top-Konzept oder EIN-Top-Produkt zu identifizieren meist 10 Flops. Nur ist die Herausforderung, dass es die Mega-Tops mit denen man „mal eben“ und mit hoher Wahrscheinlichkeit alle Testkosten wieder reinholt und überkompensiert in vielen Bereichen nicht mehr zu geben scheint. Und bei allen guten Ratschlägen zu web 2.0, social commerce oder convenience 3.0 wäre die Einschränkung, dass eben auch von den entsprechenden Elementen vieles Gespiele ist, welches sich niemals monetarisieren wird, vielleicht ganz hilfreich. Denn von euphorischen aber im Kern substanzlosen dotcom-Gezwitscher lässt sich wohl niemand mehr beeindrucken.
Konzentrieren wir uns aber an dieser Stelle auf die MOW:
Organisatorische Mängel…
Entgegen früheren Jahren waren wir bereits am Vorabend angereist und so am Mittwoch schon kurz nach 10 an den Rhein-Main-Hallen, wo einen organisatorisches Chaos an den Registrierungsstellen und Kassen erwartete, die einfach für den – sicherlich wenig überraschenden – geballten Besucheransturm völlig unzureichend waren. Zudem fehlten an manchen Stellen Visitenkartenlesegeräte und überhaupt ist wenig erklärbar, weshalb man sich nicht vorab online registrieren kann und was da überhaupt alles eingetippselt werden musste – immerhin erhält man ja das ganze Jahr über im gefühlten Wochentakt Werbemailings der Messeveranstalter, insofern dürften die Adress- und Personenangaben ja vorhanden sein. Wie dem auch sei – nach ner guten halben Stunde hatten wir endlich unsere Tickets und kamen rein – erste Bekannte begrüsst, erste Halle geentert… Wo wir bei der Organisation sind: Fiel die MOW in den letzten Jahren positiv durch das Vorhandensein einer kleinen Internet-Ecke mit PCs auf, wo auch der Nicht-UMTSler mal kurz seine Mails oder sonstige wichtige Seiten checken konnte, schien dieser Service diesmal zu fehlen.
…Besucherrückgang und stärkere Konzentration auf Online…
Erster Eindruck, der sich dann auch recht schnell verfestigte, war, dass im Vergleich zu den Vorjahren weniger los war. Was die Aussteller weniger erfreute, war für den Besucher auf diesem Niveau gar nicht so unerfreulich, hatte man so doch zumindest Gelegenheit auch bekannte Gesichter im Vorbeigehen zu erkennen und musste sich nicht überall durchquetschen. Ansonsten sicherlich auffällig, wenn auch sicher ein wenig dem diesjährigen Motto geschuldet, dass klassische Offline-Dienstleister wie Druckereien, Werbeagenturen oder Listbroker als Aussteller weniger vertreten waren als in den vergangenen Jahren, während E-Commerce-Dienstleister immer mehr die MOW entdecken und dies obwohl erst eine Woche vorher die DMEXCO als Internet-Leitmesse stattfand. Im Übrigen sicherlich für die Zukunft eine ungünstige Konstellation, die den gefühlten Besucherrückgang auf dem MOW mit erklären dürfte. Insbesondere am zweiten Veranstaltungstag war es dann stellenweise aber doch arg leer. Genaue Besucherangaben des Veranstalters liegen mir aber bislang nicht vor.
…aber dennoch gute Stimmung
Stimmung an den Ständen und unter den Besuchern war dann aber doch recht positiv und trotz Datenschutznovellen und Wirtschaftskrisen verhalten optimistisch, soweit man dies generalisieren kann. Ob es dann aber gleich 6 oder 7 Agenturen bedarf, die versuchen sich als Anbieter für Magento-Projekte zu empfehlen und 4 oder 5 Agenturen die 360 Grad- Bilder oder Produktvideos vermarkten wollen? Da kann man sicherlich gespannt sein, wer von diesen Ausstellern in den Folgejahren noch dabei ist.
Erfolgreiche Messetage
Wir hatten uns insbesondere für unser Projekt Horoskope Direkt anlässlich des bevorstehenden Relaunchs im Vorfeld etliche Termine mit unseren Listbrokern (Trebbau und Indima), potentiellen Kooperationspartern usw. gemacht und uns etliche Stände rausgeguckt, bei denen wir mal vorbeischauen wollten. Insofern waren wir zeitweise sogar im Zeitstress. Dennoch blieb genug Gelegenheit, sich auch mit neuen Dingen, die vielleicht nicht sofort einsetzbar sind, zu beschäftigen. Denn Sinn eines Messebesuchs sollte unseres Erachtens auch sein, nicht nur konkrete Termine und Treffen wahr zu nehmen oder Kontakte zu pflegen, sondern auch sich ein wenig mit neuen Impulsen und Trends und Ideen aus der Branche überraschen zu lassen. Interessant in diesem Zusammenhang für uns die Livepräsentations der ERP-Systeme Cludes und Actindo, die wir bislang noch nicht kannten. (Einschätzungsbericht folgt in den nächsten Tagen). Den Mittwochabend verbrachte man – nach einem kurzen Abstecher ins Hotel und Restaurantbesuch – auf der urigen After-Messe-Party von Indima, die zwar auf einen Stand verzichtet hatten aber das eingesparte Budget in lobenswerter und nachahmenswerter Prioritätensetzung in einen gemütlichen abendlichen Umtrunk investierten. An dieser Stelle nochmals ein Dankeschön für den vergnüglichen Abend. Der Donnerstag verlief dann mit einigen spontanen Terminen etwas entspannter und gegen 15 Uhr hatte man auch genug gesehn und verabschiedete sich nach zwei ereignisreichen Messetagen.
Fazit: Auch wenn die MOW ihren Weg zwischen Online und Offline noch nicht ganz gefunden zu haben scheint, bleibt die Messe DER Branchentreff für jeden, der im Distanzhandel tätig ist. Für uns jedenfalls waren es sehr inspirierende und erfolgreiche Messetage, so dem dort Besprochenen nun die konkrete Umsetzung folgt.
[…] empfunden wurde, durchaus zufrieden waren. Insofern mag man eine gewisse Konstanz in den schon letzten Jahr konstatierten Trends feststellen, zumal sich die Listbroker mittlerweile fast alle von der MOW zurückgezogen […]